Wann entwickelte sich der Judenhass?

Er entstand zur Zeit der Vertreibung der Juden aus Palästina während der römischen (1. bis 2. Jahrhundert) und später der islamischen Eroberung (7. bis 8. Jahrhundert), die das Judentum als Volkseinheit zerstörte und eine Zerstreuung (Diaspora) in alle Welt zur Folge hatte.

Die Großreiche der Antike – Ägypter, Assyrer, Babylonier, Perser, Griechen, Römer – versuchten oft, den eroberten Völkern ihre Götter und Kultur aufzuzwingen. Dabei erlaubte der verbreitete Polytheismus ihnen oft einen Synkretismus: Neue Götter wurden in das eigene Pantheon aufgenommen oder man verehrte die alten Götter unter den Namen der Neuen weiter. Antike Religionspolitik war jedoch meist mit dem Gottkönigtum verbunden und von einem Staatskult überwölbt, um die unterworfenen Völker zu vereinheitlichen.

Das Judentum sah sich seit seinen Anfängen von fremdem Völkern und ihren Göttern bedroht, denn es akzeptierte nur einen Gott als Schöpfer der ganzen Welt (Monotheismus). Die Juden verweigerten sich vielfach dem Polytheismus, Synkretismus und Gottkönigtum der antiken Umwelt und stellten damit die Wertorientierung umliegender Kulturen in Frage. Das führte zu einer Reihe von religiös-politischen Konflikten in und um die Reiche Juda und Israel. So versuchte schon der Seleukide Antiochus IV. um 170 v. Chr., den Zeuskult in Israel zu etablieren. Als dies unter den Makkabäern Widerstand auslöste, versuchte er, die Religion und damit Identität des Volkes Israel auszulöschen.

Die neue Weltmacht Rom tolerierte zunächst die eigenständige Religionsausübung des Judentums mitsamt seinem Tempelkult. Doch in der römischen Kaiserzeit entstanden erneut Spannungen, die schließlich zum jüdischen Krieg führten. Er endete 70 n. Chr. mit der Zerstörung des 2. Jerusalemer Tempels. Damit verlor das Judentum sein religiöses und staatliches Zentrum und 135 auch seine Eigenstaatlichkeit in Palästina. In der Folgezeit verfestigten sich antijüdische Stereotypen gerade bei gebildeten Römern: Ihnen galten Juden als „Feinde des Menschengeschlechts“.

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