Ali und seine beiden Söhne sind in der Shia die ersten drei „Imame“, das heißt Führer der Gläubigen. Mit dieser Bezeichnung wollten die Schiiten von Anfang an ein klares Zeichen gegenüber den Sunniten und ihren Kalifen setzen.
Schiiten erhöhen die Bedeutung des Imams: Sie betrachten je nach Glaubensgemeinschaft eine verschiedene Anzahl von Imamen aus der Familie von Ali ibn Abi Talib als rechtmäßige Nachfolger des Propheten. Die Mehrheit der Schiiten verehrt zwölf Imame, daher heißen sie Zwölferschiiten. Der zwölfte Imam, Imam Mahdi, ist für sie der verborgene Imam. Die zwölf Imame gelten für sie zusammen mit Mohammed und dessen Tochter Fatima als die „Vierzehn Unfehlbaren“.
Der Imam erbt in der schiitischen Vorstellung ein geheimes Wissen und Verständnis des Korans und besitzt eine exklusive Autorität in der Interpretation des Korans und der Aufstellung eines islamischen Rechtssystemes. Seit dem 9. Jahrhundert wird er als ma’sum betrachtet, als der perfekte und unfehlbare Interpret und Richtungsweisender zur wahren Religion. Zwölferschiiten betrachten den verborgenen zwölften Imam als Messias, der die Welt nach seiner Rückkehr zum wahren Glauben führen wird.
Anderen Muslimen gilt diese starke Verehrung des Imams oft als nicht orthodox. Besonders die Kharidjiten lehnen die Verehrung eines aus der Familie des Propheten Mohammeds kommenden Imams vehement ab.