Was ist ein Tenno?

Ein Tenno oder Mikado ist ein japanischer Kaiser. Im Altertum war er der höchste Politiker und religiöse Würdenträger. Seit 1947 beschränkt die japanische Verfassung seine Aufgaen auf rein repräsentative Aufgaben.

Tenno oder sumera-mikoto (jap. 天皇, tennō oder sumeragi, dt. Himmlischer Herrscher), auch bekannt als der Mikado (帝, Göttlicher [Kaiser], Schöpfer; oder 御門, erlauchtes Tor) ist ein japanischer Herrscher- und Adelstitel, der im Deutschen oft mit „Kaiser“ übersetzt wird, sowie in loserer Verwendung auch die Bezeichnung für das dynastische Geschlecht, das in Japan diesen Titel getragen hat. Derzeit ist Akihito unter dem Nengō Heisei der amtierende Tenno.

Die Institution des Tenno wird in der japanischen Tradition bis ins Jahr 660 v. Chr. zurückgeführt, existiert tatsächlich aber wohl erst seit der Gründung des japanischen Staatswesens im 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Es fand kein Dynastienwechsel mehr seit der Begründung des Yamato-Reichs statt. Diese Kontinuität kam unter anderem dadurch zustande, dass für das Tenno-Amt in Ausnahmefällen auch Frauen eingesetzt werden konnten, wenngleich auch nur in symbolischer Funktion, die Staatsgeschäfte wurden dann in diesen Fällen von ihren Ehemännern, den Prinzregenten ausgeführt. In den ersten japanischen Reichschroniken, die 712 und 720 abgefasst wurden, wird die Sonnengottheit Amaterasu als Ahnherrin des Tenno angeführt.

Die Bedeutung des Tenno-Amtes hat im Laufe seiner Geschichte stark fluktuiert. Vom 7. bis zum 8. Jahrhundert stellten die Tenno tatsächlich die oberste Regierungsinstanz dar, im Laufe der Zeit wurde die Entscheidungsmacht des Tenno aber immer stärker durch Regenten, und schließlich durch die Shōgune eingeschränkt. Die Shogune übernahmen vom 12.-16. Jahrhundert praktisch die gesamte Regierungsgewalt, sie schafften das Amt des Tenno aber nicht ab, sondern behielten es bei, als Legitimation ihrer eigenen Rolle. Auch diese Machtlosigkeit während des Großteils der japanischen Geschichte sicherte indirekt den Fortbestand der Dynastie; denn wer die Macht im Lande übernehmen wollte, musste nicht den Tenno, sondern den Regenten oder Shōgun absetzen.

In dieser Form existierte das Tenno-Wesen auch während der so genannte Edo- oder Tokugawa-Zeit (1600–1868) weiter. Erst durch die Reformen des Jahres 1868, bekannt als Meiji-Restauration, bekam der Tenno wieder mehr politische Bedeutung zugesprochen. Der ideologische Anspruch dieser Reformen war eine Rückkehr zum Staatswesen des Altertums, als der Tenno noch alle Macht innehatte. Daher spricht man auch von einer Restauration.

Der Begriff der Restauration ist umstritten. Gebräuchlich ist daneben auch „Renovation“ oder „Revolution“.

Tatsächlich erfolgte nach 1868 aber eine konsequente Umgestaltung des japanischen Staates in einen modernen Nationalstaat. Der junge Meiji-Tenno galt zwar als Oberhaupt des Staates, hatte aber de facto auch in dieser Regierungsform mehr zeremonielle Funktionen als wirkliche politische Gestaltungsmöglichkeiten. Die Verfassung von 1889, die an die deutsche Reichsverfassung angelehnt war, sah die Person des Kaisers als unverletzlich an und seine ernannte Regierung war nicht dem Parlament, sondern ihm verantwortlich.

Als Symbol des Staates spielte der Tenno aber in der nationalistischen Staatsideologie, die besonders im 20. Jahrhundert immer stärker forciert wurde, eine umso bedeutendere Rolle. Der Staat wurde als Familie dargestellt, der Tenno als Vater und die Untertanen als Kinder (Familiarismus). Es durfte außerdem niemand am göttlichen Ursprung des Tenno (wie er in den alten Mythen dargestellt wird) zweifeln. Auch die japanische Eroberungspolitik, die schließlich im Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreichte, wurde im Namen des Tenno geführt.

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